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26.03.2019

War­um Aro­men in E‑Liquids wich­tig für den Rauch­stopp sind

Diese Aussage widerspricht zahlreichen Studien, die dem Konsum von E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten eine bis zu 95 Prozent geringere Schädlichkeit bescheinigen. Darunter die britische Gesundheitsagentur Public Health.

Kurz: Geändert hat sich an dieser Erkenntnis der geringeren Schädlichkeit nichts – in der Meldung findet sich einfach eine (vielleicht achtlos oder basierend auf einer Privatmeinung) verfasste Aussage der Redaktion. Warum eine faktenbasierte Auseinandersetzung zur E-Zigarette wichtig ist, damit haben wir uns bereits in einem früheren Artikel befasst.

Aromen in E-Liquids und Jugendschutz

Hier wollen wir uns mit dem eigentlichen Kern der Agenturmeldung befassen. Denn der hatte es auch in sich.

Die Nachrichtenmeldung befasste sich mit den Ergebnissen einer Studie zum Thema Aromen in E-Liquids. Betrachtet wurde der US-amerikanische Markt.

Die Studie schlussfolgert, dass es eine Verbindung zwischen süßen Aromen und dem verstärkten Gebrauch von E-Zigaretten bei Jugendlichen gibt. Zudem wird eben jenen Aromen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe eine besondere Schädlichkeit zugeschrieben. Gibt es also Grund zur Sorge für Dampfer und den Jugendschutz in Deutschland?

Amerika ist nicht Deutschland – das gilt auch für E-Zigaretten

Bei der Studie handelt es sich übrigens um eine Erhebung des amerikanischen Dartmouth College – betrachtet wurden amerikanische Konsumenten und in den USA vertriebene Liquids. Eine Ableitung der Studienergebnisse auf Deutschland funktioniert nicht, da Jugendschutzmodelle, Zulassungsbestimmungen für E-Liquids, Nikotinmengen und anderes gänzlich unterschiedlich sind.

  1. Jugendschutz in Deutschland – ein Erfolgsmodell

In den vergangenen Monaten war immer wieder von einer „E-Zigaretten-Epidemie“ in den USA die Rede. Amerikanische Verhältnisse auch in Deutschland?

Mitnichten: Zwar werden auch in Deutschland immer wieder Befürchtungen laut, dass Aromen Minderjährige zum Konsum von E-Zigaretten verführen. Die Faktenlage zeichnet ein anderes Bild: Die regelmäßige Verwendung von E-Zigaretten durch Jugendliche ist hierzulande seit Jahren auf konstant sehr niedrigem Niveau. Insgesamt ist in Deutschland die Zahl der E-Zigaretten-Konsumenten, die 21 Jahre oder jünger sind, mit zwei Prozent sehr gering. Der Konsumentenkreis bei Jugendlichen beschränkt sich zudem fast ausschließlich auf diejenigen, die zuvor bereits geraucht haben.

  1. Feste Bestimmungen für Aromen in Europa

Die in der Studie attestierte „gesteigerte Schädlichkeit von Aromen“ lässt sich ebenfalls nicht auf Deutschland übertragen. Im Vergleich zu den USA unterliegen die Liquids, die in Deutschland und der EU vertrieben werden dürfen, sehr hohen Standards. Inhaltsstoffe wie Diacetyl und Zucker sind per se nicht erlaubt, die Höchstgrenze für Nikotin liegt bei 20 mg (zum Vergleich: in den USA bei 50 mg).

Zudem gibt beispielsweise Reemtsma ein Qualitätsversprechen für seine Liquids ab. Aktuelle Untersuchungen aus dem Konzernverbund von Reemtsma stützen das Ergebnis: „Die Blu-Liquids (aromatisiert und nicht aromatisiert) haben keine erkennbaren Auswirkungen auf das Atemwegsgewebe (Lungengewebe).“ Tatsächlich ergaben die Tests an realem menschlichen Gewebe Ergebnisse, die der Frischluft ähneln, sogar bei bis zu 400 kontinuierlichen Zügen.

  1. Aromen sind maßgeblich für den Tabakstopp

Aromen haben auch in Deutschland eine große Bedeutung – und zwar für ehemalige Raucher, die mit der E-Zigarette ihren Tabakkonsum stoppen wollen. Für 93 Prozent von ihnen ist nämlich der bessere Geschmack durch Aromen mitausschlaggebend beim Umstieg. Zudem bleiben 96,8 Prozent vor allem aufgrund der Aromen bei der E-Zigarette. Die Studie des Dartmouth College kommt übrigens zu ähnlichen Ergebnissen. Für 66,4 Prozent der erwachsenen Konsumenten sei die Verfügbarkeit von ansprechenden Aromen wichtig, heißt es dort. Zudem konsumieren mehr als vier von fünf der Befragten Fruchtliquids, 70,9 Prozent süße Aromen. Apropos: Zu den beliebtesten Aromen der im Schnitt 40-jährigen Konsumenten in Deutschland gehören ebenfalls Fruchtliquids und Süßaromen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen: Je vielfältiger das Angebot an Aromen, desto erfolgsversprechender ist der Ausstieg aus dem Tabakkonsum. So konsumierten laut Studie des Dartmouth College ehemalige Raucher zwar zunächst „eher E-Zigaretten mit Tabakgeschmack, als jene Nutzer, die keine herkömmlichen Zigaretten rauchten“. Ein langfristiger Komplettumstieg gelingt aber vor allem durch die Verfügbarkeit vielfältiger Aromen.

Beschränkungen für E-Liquid-Aromen könnten daher vor allem Rauchern unbeabsichtigt schaden, ohne dass auch bei den Jugendlichen ein erkennbarer Gewinn für die öffentliche Gesundheit festzustellen wäre.

Dennoch gilt: Jugendliche sollten nie rauchen oder „vapen“. Die Abgabe von aromatisierten Liquids ist aber – wie bei allen Produkten, die nicht in die Hände von Minderjährigen gehören – immer auch eine Frage des Vollzugs. Daher scheint eine noch stärkere Fokussierung auf die Prävention sinnvoll, anstatt die Aromen zu verteufeln.

Das bedeutet die strikte Einhaltung des Verbots von Verkäufen an Minderjährige und die Sicherstellung, dass die Vermarktung (zum Beispiel Namen der Liquids) und die Etikettierung (Design der Verpackung) nicht für Jugendliche attraktiv sind.