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06.12.2019

Mit der E‑Zigarette „evi­denz­ba­siert“ zum Nicht­rau­chen: Groß­bri­tan­ni­en als Vorbild

Im Tobacco Control Plan 2017 hat die britische Regierung zwei zentrale Ziele formuliert: Die Zahl der erwachsenen Raucher soll bis 2022 auf 12 Prozent sinken, die Zahl der unter 15-jährigen Raucher auf unter drei Prozent. Diese Ziele sind inzwischen in greifbarer Nähe. Laut offiziellen Zahlen des „Office for National Statistics“ ist die Zahl der rauchenden Briten in den letzten fünf Jahren um 3,9 Prozent oder 2,3 Millionen auf nur 14,7 Prozent gesunken.

Wie konnte dieser bemerkenswerte Rückgang erreicht werden?

Antworten auf diese Frage liefert der im europäischen Vergleich außergewöhnliche Ansatz des Tobacco Control Plan. Darin wird anerkannt, dass es vielen Rauchern schlichtweg sehr schwerfällt, mit dem Rauchen aufzuhören. Dieser Tatsache wird Rechnung getragen, indem von Rauchern nicht direkt das (fast) Unmögliche verlangt wird. Anstatt gleich ganz mit dem Rauchen aufzuhören, empfiehlt die britische Regierung einen einfacheren – und nachweislich erfolgreicheren – Weg der Rauchentwöhnung[1]: die E-Zigarette.

Im Jahr 2016 nutzten offiziellen Zahlen zufolge zwei Millionen Briten E-Zigaretten und schafften es somit, komplett mit dem Rauchen aufzuhören.[2] Der Tobacco Control Plan erkennt ferner die Tatsache an, dass E-Zigaretten deutlich weniger gesundheitsschädlich sind als das Rauchen von Tabak. Einer Studie der unabhängigen Regierungsbehörde Public Health England zufolge ist die E-Zigarette 95 Prozent weniger schädlich als die Tabakzigarette.[3] Vor diesem Hintergrund empfiehlt Public Health England einen „evidenzbasierten“ Umgang mit E-Zigaretten.

Ausgewogene Haltung der britischen Politik zur E-Zigarette trägt Früchte

Die Zahl der Dampfer stieg von 1,3 Millionen im Jahr 2013 um weitere 1,9 Millionen auf 3,2 Millionen im Jahr 2018[4], während die Zahl der Raucher im selben Zeitraum um 2,3 Millionen sank, also deutlich stärker.

Die positive Haltung der britischen Regierung hat also mehr Menschen zum Rauchstopp verholfen, als Menschen neu zum E-Zigarettenkonsum motiviert. Befürchtungen, dass die positive Haltung der Regierung zur E-Zigarette Jugendliche zum Dampfen verleiten würde, haben sich derweil als unbegründet erwiesen. Während in Deutschland 2,8 Prozent der Jugendlichen dampften (DEBRA-Studie, durchgeführt zwischen 2016 und 2017[5]), waren es in Großbritannien lediglich zwei Prozent (im Jahr 2016, Office for National Statistics[6]).

Besonders bemerkenswert: Die Zahl der Jugendlichen unter 18 Jahren, die regelmäßig dampfen und vorher nicht geraucht haben, ist bei E-Zigaretten unter einem Prozent geblieben. Damit widerlegt das britische Beispiel die weit verbreitete These, E-Zigaretten würden Jugendliche zu einer neuen Sucht verführen. Tatsächlich ist die stärkste Gruppe der E-Zigarettennutzer in UK die der 35- bis 44-Jährigen.

Fazit: Das Beispiel Großbritannien zeigt also: Ein ausgewogener Umgang mit der E-Zigarette ist möglich und kann die Raucherzahlen deutlich senken, ohne dass Jugendliche an eine neue Sucht herangeführt werden.

 

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[1] Hajek, Peter/Phillips-Waller, Anna/Przulj, Dunja/et al.: A Randomized Trial of E-Cigarettes versus Nicotine-Replacement Therapy, in: The New England Journal of Medicine 380, 2019, S. 629-637.

[2] Vgl. Global and Public Health/Population Health/HB/cost centre: Towards a Smokefree Generation. A Tobacco Control Plan for England, London 2017, S. 15.

[3] Vgl. Public Health England: E-cigarettes around 95% less harmful than tobacco estimates landmark review, London 2015.

[4] About Action on Smoking and Health (ASH), Use of e-cigarettes among adults in Great Britain, London 2018, https://fr.vapingpost.com/wp-content/uploads/2018/10/ASH-Adult-e-cig-factsheet-2018-1.pdf.

[5] Vgl. Kotz, Daniel/Kastaun, Sabrina: E-Zigaretten und Tabakerhitzer: repräsentative Daten zu Konsumverhalten und assoziierten Faktoren in der deutschen Bevölkerung (die DEBRA-Studie), in: Bundesgesundheitsblatt 21, 2018, S. 1409.

[6] Vgl. National Health Service Digital: Statistics on Smoking, Leeds 2019, S. 32.