Menü Schließen
19.06.2017

Neu­er Warn­hin­weis: Avo­ca­do gefähr­det Ihre Gesundheit

Für die einen ist sie DAS Superfood schlechthin, für die anderen offenbar eine hochgefährliche Frucht: die Avocado. Wie britische Mediziner nun berichten, kommt es beim Aufschneiden der Frucht immer häufiger zu teils schweren Verletzungen. Simon Eccles, Facharzt für plastische Chirurgie, fordert nun Warnhinweise auf Avocados. Ein Grund für REE:Think, höflichst zu fragen: Are you kidding?

Avocado & Co. – Gefahrenzone Supermarkt

Der Experte stellt sich eine Art Cartoon mit einer Avocado, einem Messer und einem großen roten Kreuz vor. Spinnt man diese – von ihm durchaus ernst gemeinte – Idee weiter, würden wir uns demnächst in der Gemüse- und Obstabteilung der Supermärkte mit einer einzigen Gefahren(schilder)zone konfrontiert sehen: „Achtung: Bananenschale auf dem Boden führt zum Ausrutschen!“ Oder: „Vorsicht, Verschluckungsgefahr, Apfel besser ohne Schale essen!“

Den Irrsinn grotesker Warnhinweise auf Produkten kennen wir bereits seit Jahren aus den USA: Stecken Sie Ihre Katze nicht in die Mikrowelle, Klobürsten sind nicht zur Körperhygiene geeignet, bitte nicht die Druckerpatrone essen. Der „Wacky Warning Label Contest“ kürt jedes Jahr mit einem Augenzwinkern die merkwürdigsten Angaben auf Produkten. Das mag auf den ersten Blick lustig erscheinen, denn manche Warnungen wirken sehr aus der Luft gegriffen. Viele Unternehmen in den USA sichern sich somit gegen Millionenklagen ab. Hierzulande ist das in dieser Form nicht möglich, dennoch zeigt das Avocado-Beispiel aus Großbritannien: In Europa werden Forderungen nach weiteren Produktwarnhinweisen auf Genuss- und Lebensmitteln immer lauter, viele wurden bereits umgesetzt. Die Frage ist: Wem nützen diese Warnungen letztendlich? Den Produzenten und Herstellern? Oder den Verbrauchern?

Warnhinweise immer skurriler

Die Absurdität der Warnhinweise geht teilweise sogar noch weiter: Der britische Forscher Terence Kealey sieht gleich in einer ganzen Hauptmahlzeit das Ende der Menschheit begründet. Der Biochemiker warnt davor, morgens überhaupt irgendwas zu essen. Weg mit dem Frühstück. Er sieht die „Erfindung“ des Frühstücks als eine der Lebensmittelindustrie an, die nur versuche, ihre Frühstücksprodukte unter die Leute zu bringen. „In zehn Jahren wird, dank meines Buches, frühstücken sozial genauso geächtet sein wie rauchen – und jeder wird wissen, dass es genauso gefährlich ist", schreibt Kealey. Nach seiner Erkenntnis könnte das Frühstück zu einer Art Insulinresistenz führen, mit Folgen wie wie Fettleibigkeit oder Diabetes. Das Frühstück per se zu verteufeln sei Unsinn, es komme vor allem darauf an, dass am Morgen etwas Gesundes gegessen wird, meint Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm. Wer sehr kalorienreich isst, fördert natürlich Übergewicht – jedoch unabhängig von der Tageszeit, hält die Expertin gegen Kealeys Argumentation.

Ist der Verbraucher noch geschützt? Oder schon verunsichert?

Sicher, die Verbraucher haben ein Recht auf Information. Doch die Grenzen zwischen Verbraucherschutz, Verbraucheraufklärung und Verbrauchertäuschung verschwimmen zunehmend. Und Warnhinweise auf Lebensmitteln wie der Avocado, die seit Tausenden von Jahren von den Menschen zubereitet und gegessen werden, tragen wohl eher zur allgemeinen Verbraucherverunsicherung bei.

Ein gewisses Maß an Eigenständigkeit ist den Konsumenten durchaus zuzutrauen. Was für ein Szenario: Niemand nimmt mehr die Dinge zu sich, auf die er gerade spontan LUST hat, sondern alle wägen erst einmal ab: Darf ich dieses oder jenes? Was muss ich beim Konsumieren beachten? Traurig wäre das. Und bisweilen riskant: Bedenklich wird es dann, wenn selbstverständliche, alltägliche Handlungen in unmündigen Entscheidungen enden, weil erwachsene Menschen nicht mehr in der Lage sind, Gefahren mit gesundem Menschenverstand zu erkennen. Es wird schon auf dem Etikett stehen, wenn es potenziell gefährlich ist.