Die Kühlschrank-Polizei
Der übermäßige Konsum von Zucker birgt Gefahren für die Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation ruft Regierungen dazu auf, eine Zuckersteuer einzuführen. Ein Ansatz, der mehr als zweifelhaft ist.
Diabetes, Übergewicht, Zahnprobleme, Herzleiden: Die Gefahr lauert in jedem Kühlschrankfach. Durch den übermäßigen Konsum von Zucker beispielsweise erhöht sich das Risiko, an einer der genannten Krankheiten zu leiden. Das sind sicher Fakten, denen man entgegentreten muss. Aber ist eine Lenkungsabgabe wie eine Zuckersteuer hier die sinnvolle Lösung?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO appelliert an die Regierungen weltweit, insbesondere zuckerhaltige Getränke mit einer Zuckersteuer von 20 Prozent zu belegen. Der erhöhte Kaufpreis solle erwirken, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und Menschen aus weniger privilegierten Schichten vom Erwerb und Konsum des Getränks abgeschreckt werden. Seitdem wird das Für und Wider einer solchen Zuckersteuer heiß diskutiert.
Krankenkassen bevorzugen positive Anreize
Anfang Januar hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einer Umfrage ermittelt, dass zumindest die Krankenkassen in Deutschland diese Idee nicht unterstützen und stattdessen für positive Anreize plädieren. Zitiert wird unter anderem der Sprecher des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, der ganz deutlich auf umfassende Aufklärung statt Bevormundung setzt.
Und dennoch wird in Politik und Medien bereits mehr gefordert: Wenn Zuckersteuer (die im Übrigen eine Lenkungsabgabe und keine Steuer wäre), dann doch bitteschön auch eine Abgabe für Fleisch- oder Milchprodukte. Da fragt man sich, warum nicht einfach Lebensmittelkarten eingeführt werden, die dem Bürger das Denken abnehmen, indem ihm seine maximale Fettration für den perfekten Body-Mass-Index direkt zugeteilt wird. Selbstverständlich wollen wir das nicht – auf der anderen Seite: Wohin gehen die Entwicklungen? Wie viel Eigenverantwortung muss die Gesellschaft ihren Bürgern denn abnehmen?
„Been there, done that …“ – eine Zuckersteuer gab es schon einmal
Erst 1993 wurde sie zugunsten einheitlicher Wettbewerbsfähigkeit im EU-Binnenmarkt abgeschafft. Einige Länder, wie z. B. Ungarn oder Mexiko, haben erst jüngst eine Zuckersteuer eingeführt. In beiden Ländern ging der Pro-Kopf-Verbrauch zurück – allerdings ist noch nicht klar, auf welche Produkte jetzt stattdessen zurückgegriffen wird. Eine Vergleichsbasis, auf deren Erfahrungswert sich andere Länder stützen könnten und die vielleicht Argumente für die Wiedereinführung einer Verbrauchssteuer für Zucker liefern könnte, fehlt also bislang komplett.
Wieso nicht Aufklärung statt Straflenkung?
Dass Information und Aufklärung – nicht Gängelung! – der richtige Weg sind, hat die Tabakbranche in einem deutschen Erfolgsmodell bereits vorgemacht: Umfassende Jugendschutzprogramme mit klarem Fokus auf Aufklärungskampagnen und sachgerechte Gesetzgebung sowie zusätzliche Selbstverpflichtung der Branche haben dazu geführt, dass die Zahlen bei jugendlichen Rauchern – die 2001 noch bei 27,5 Prozent lag – auf 7,8 Prozent im Jahre 2015 gesunken ist.
Unser Ree:Think: Information, nicht Manipulation, war und ist langfristig die beste Prävention. Diesen Weg der Aufklärung gilt es fortzusetzen, zu schützen und zu unterstützen.