22 Nov 2024

E‑Zigarette in Großbritannien: Jugendschutz greift

Die kürz­lich ver­öf­fent­lich­te Stu­die des Gesund­heits­diens­tes NHS (Natio­nal Health Ser­vice) wid­met sich umfang­reich dem Rauch- und Trink­ver­hal­ten eng­li­scher Her­an­wach­sen­der. Die Befra­gung kommt dabei in Bezug auf die Rau­cher­quo­te unter Jugend­li­chen zu einem ein­deu­ti­gen Ergeb­nis: Sie liegt im Ver­ei­nig­ten König­reich auf einem abso­lu­ten Tiefstand.

Diese aktuellen Zahlen und Fakten sind nur schwer mit den Mythen und Konjunktiven in Einklang zu bringen, die teilweise um das Thema E-Zigaretten heraufbeschworen und insbesondere in Bezug auf Jugendliche verbreitet werden. Der in der öffentlichen Diskussion in Deutschland gern angeführte „Gateway-Effekt“, nach dem Jugendliche durch E-Zigaretten zum Konsum von regulären Zigaretten verführt werden, lässt sich durch die Zahlen der aktuellen Studie nicht belegen.

Eine Anerkennung dieser Fakten würde den Diskussionen um die E-Zigarette in Deutschland helfen, da Bedenken beim Jugendschutz häufig die guten Eigenschaften der E-Zigarette beispielsweise als Hilfe beim Rauchstopp oder als gesündere Alternative zur klassischen Zigarette überdecken.

Bei E-Zigaretten häufiger mal nach Großbritannien schauen

In der NHS-Studie gaben beinahe 84 Prozent der 13.000 Befragten unter 16-Jährigen an, dass sie noch nie geraucht hätten. Die etwa 16 Prozent, die somit geraucht hatten, sind gleichbedeutend mit einem Rückgang von drei Prozent im Vergleich zu 2018 und einer massiven Abnahme von 49 Prozent im Vergleich zum Jahr 1996. Dies gilt ebenso für die Nutzung von E-Zigaretten unter englischen Jugendlichen. Laut der Studie gaben sechs Prozent der englischen Schüler zwischen 11 und 15 Jahren an, dass sie im letzten Jahr an einer E-Zigarette gezogen hätten. Diese Zahl hat sich im Vergleich zu den letzten Angaben von 2016 praktisch nicht verändert.

Bereits in der Überschrift zu einem Artikel zur Studie greift der renommierte englische „The Economist“ diese Zweifel am „Gateway-Effekt“ auf: „Fears that too many British teenagers are using e-cigarettes may be overblown“ (Die Befürchtungen, dass zu viele britische Teenager E-Zigaretten nutzen, könnten übertrieben sein). Nicht nur die Zweifel einer englischen Tageszeitung an übertriebenen Ängsten sind es wert, genauer beachtet zu werden. Ganz allgemein ist der Blick über den Ärmelkanal bezüglich der Beurteilung von E-Zigaretten in der englischen Öffentlichkeit und durch britische Behörden hilfreich:

Bereits 2015 hatte das britische Gesundheitsministerium in einer gemeinsamen Studie mit dem Krebsforschungszentrum Cancer Research UK der E-Zigarette 95 Prozent weniger Schädlichkeit als regulären Zigaretten attestiert. Das Royal College of Physicians fand in einem Report aus dem Jahr 2016 u. a. heraus, dass E-Zigaretten als mögliche Hilfe beim Rauchstopp eingesetzt werden können. Und ein Report des britischen Ausschusses für Wissenschaft und Technologie stellte auf eine Regierungsanfrage 2018 fest, dass es keine Normalisierung des Rauchens durch E-Zigaretten gäbe.

Und wie die aktuelle Studie aus Großbritannien zeigt, hat der ergebnisoffene, nicht von Konjunktiven geprägte Umgang mit der E-Zigarette auf der Insel nicht dazu geführt, dass mehr Jugendliche mit dem Rauchen angefangen haben – ganz im Gegenteil.