„Ich wollte mit der E‑Zigarette Menschen eine weniger schädliche Alternative bieten.“
Herr Hon Lik, Sie haben die E-Zigarette erfunden. Wie kamen Sie auf die Idee?
Im Jahr 2002 hatte ich schon mehrmals mit dem Rauchen aufgehört. Vergeblich! Ich hatte meist Nikotinpflaster benutzt. Diese waren damals gerade neu auf dem chinesischen Markt verfügbar. Das Produkt passte jedoch nicht zu meinen Bedürfnissen. Deshalb dachte ich mir: Wieso konstruiere ich nicht ein Gerät, das eine verdünnte Nikotinlösung so zerstäubt, dass ich den Dampf über die Lunge aufnehmen kann, ähnlich Zigarettenrauch. Das würde dem Gefühl, eine Zigarette zu rauchen, eher entsprechen. Mein erstes experimentelles Gerät zerstäubte eine verdünnte Nikotinlösung mithilfe eines Ultraschall-Luftbefeuchters. Inhaliert habe ich durch einen Strohhalm. Das funktionierte überraschend gut, ich fühlte den Nikotineffekt. Das machte mir Mut für die Entwicklung einer echten E-Zigarette.
Welche Vision hatten Sie damals für Ihre Erfindung? Was sollte sie leisten?
Schon vor meiner Erfindung gab es ein Produkt auf dem Markt, das mit Erhitzung arbeitete. Es hatte aber keinen Erfolg. Das Gerät nutzte eine Nickel-Cadmium-Batterie, wodurch es groß und schwer wurde. Gleichzeitig war der Flüssigkeitsspeicher klein. Die Leute fanden es seltsam und nahmen es nicht an.
Ich wollte von Anfang an eine E-Zigarette erfinden, die jeder im Alltag nutzen kann. Nicht nur sollte sie ein vorübergehender Ersatz für die Zigarette sein, sondern auch die Entzugserscheinungen von Nikotin reduzieren und Schritt für Schritt sogar die Abhängigkeit ganz abbauen.
Noch wichtiger: Ich wollte mit der E-Zigarette Menschen eine weniger schädliche Alternative bieten, die nicht mit dem Rauchen aufhören wollten.
Wann haben Sie Ihr Produkt zum ersten Mal selbst getestet?
Das war Ende 2003. Zwei Kollegen und ich haben einen Prototypen ausprobiert. Natürlich diskutieren wir seitdem, wer der erste Mensch weltweit war, der eine E-Zigarette geraucht hat.
Welche Schwierigkeiten hatten Sie?
Ich konnte keine Bauteile für Forschung und Entwicklung bekommen. Die Idee war so neu, dass es keine Teile gab, die klein genug waren, zum Beispiel der Drucksensor, die Lithiumbatterie, der Flüssigkeitsbehälter und die Chips. Ich musste alles selbst herstellen oder jemanden beauftragen, sie anzufertigen.
Die wesentliche Herausforderung aber war die Vorstellung vieler Menschen, dass Nikotin die größte Gefahr beim Zigarettenkonsum ist – was falsch ist. Dazu kam die Gesetzgebung in vielen Ländern, die der Entwicklung hinterherhinkte und es teilweise bis heute tut.
Wie unterscheidet sich die heutige E-Zigarette von Ihrem Prototyp damals?
Heute ist die E-Zigarette wesentlich fortgeschrittener, kein Vergleich mehr zu damals. Sie ist kompakter, die Elektronik ist besser und ihr Aussehen ist smarter, nutzerfreundlicher.
Wie funktioniert eine E-Zigarette überhaupt?
E-Zigaretten sind tabakfrei. Sie simulieren Rauch, indem sie Propylenglykol und pflanzliches Glyzerin mit Nikotin mischen und in winzige Tröpfchen zerstäuben.
Wohin wird die Entwicklung in den nächsten zehn Jahren gehen?
Ich denke, es wird auch vonseiten der Gesetzgeber eine größere Aufmerksamkeit für die Entwicklung der E-Zigarette geben. Auch in Hinblick darauf, dass sie weniger schädlich ist. Durch neue Technik und neue Materialien wird der Markt noch weiter wachsen. Gleichzeitig wird die Etablierung der E-Zigarette dafür sorgen, dass auch weitere Produkte auf Tabakgrundlage entwickelt werden. Nikotinprodukte ohne Teer werden boomen.
Sie haben Ihre Karriere als Pharmazeut begonnen. Die Gesundheit Ihrer Patienten stand also immer im Mittelpunkt. Wie gesund ist die E-Zigarette?
Die E-Zigarette bietet Rauchern eine Alternative, die das Rauchen aufgeben wollen, es aber nicht schaffen. Für die, die gar nicht auf das Rauchen verzichten wollen, ist sie ein Weg, einige Risikofaktoren auszuschalten.
Sie ist keinesfalls ein gesundes Produkt, aber sie ist tabakfrei und produziert weniger schädliche Stoffe. Im Vergleich mit der herkömmlichen Zigarette ist sie ein gesünderes Produkt für Raucher, die weiter Nikotin konsumieren wollen.
Dampfen Sie selbst auch noch heute? Welches Aroma?
Ja, ich nutze oft E-Zigaretten mit unterschiedlichsten Aromen. Am liebsten mag ich das Aroma „Tobacco“.