Niedersächsischer Ministerpräsident Stephan Weil besuchte Reemtsma
Auf Einladung von Reemtsma-Chef Michael Kaib, Werksleiter Ulf Fritzsche und dem Reemtsma-Betriebsrat war Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Ende Januar in das Reemtsma-Werk in Langenhagen bei Hannover gekommen. Begleitet wurde er dabei von den Wirtschaftspolitikern und Landtagsabgeordneten Rüdiger Kauroff (SPD) und Rainer Fredermann (CDU). Das Reemtsma-Werk in Langenhagen ist einer der größten und wichtigsten Produktionsstandorte in der gesamten Imperial-Gruppe.
„Langenhagen steht für Innovation made in Niedersachsen – wenn die politischen Rahmenbedingungen dies zulassen“, machte Vorstandssprecher Michael Kaib deshalb gleich zur Begrüßung klar. In Bezug auf die drohende Ausweitung des Tabakwerbeverbots in Deutschland machte Ministerpräsident Weil jedoch wenig Hoffnung: „Deutschland geht einen anderen Weg als Großbritannien, die Werbeverbote werden auch für die neuen Produkte kommen. Dafür gibt es erkennbar in der Bundespolitik eine sehr breite Mehrheit.“
Von Langenhagen in die ganze Welt
Der niedersächsische Regierungschef zeigte sich bei seinem Besuch beeindruckt davon, dass Reemtsma von Niedersachsen aus in über 70 Länder exportiert. Beim rund einstündigen Rundgang punktete der SPD-Landeschef zudem mit Humor: „Meine Eltern waren Kettenraucher. Ich wusste gar nicht, dass Gardinen auch weiß sein können“, scherzte Weil. Er selbst sei schon lange Nichtraucher, wisse aber um die Bedeutung des Werks als wichtiger Arbeitgeber mit guten Tarifvertragslöhnen.
Die Bedeutung des Standortes für alle Arbeitnehmer und für die ganze Region machten Reemtsma-Gesamtbetriebsrätin Heike Prieß und der Langenhagener Betriebsrat Lutz Genzky dem Ministerpräsidenten klar. 790 Mitarbeiter, darunter mehr als 30 Auszubildende, umfasst die Kernbelegschaft in Langenhagen. Hinzu kommen rund 160 Fachkräfte im Facility-Bereich und zahlreiche weitere Beschäftigte bei Zulieferern. Erhebliche Zusatzkosten durch immer neue gesetzliche Auflagen und ein rückläufiger Markt haben die Kosten- und Personalplanung am Standort im letzten Jahr stark unter Druck gesetzt. Auch Stellenabbau gehörte dazu, der jedoch durch die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sehr sozialverträglich gestaltet werden konnte.
„Mit Einführung des Trackings für jede einzelne Zigarettenschachtel wurde die Produktion von 11 Milliarden Zigaretten ins EU-Ausland verlagert“, erläuterte Werksleiter Ulf Fritzsche. Insgesamt 45 Millionen Euro musste Reemtsma in eine lückenlose Überwachung der Produktion investieren. Einen sinnvollen Beitrag zur Schmuggelbekämpfung hat Track und Trace nach Ansicht der Praktiker in Langenhagen aber nicht geleistet.
Mitten im Transformationsprozess
Reemtsma-Chef Michael Kaib machte beim Rundgang durch die Produktion deutlich, in welchem radikalen Umbruch die Branche derzeit steckt: „Unsere Herausforderung ist der Transformationsprozess – hin zur Entwicklung und Produktion von Produkten mit deutlich geringeren gesundheitlichen Auswirkungen als klassische Tabakzigaretten.“
So produziert Reemtsma in Langenhagen bereits so genannte Heated Tobacco Sticks, also Tabaksticks, die in einem elektronischen Gerät nur noch erhitzt aber nicht mehr verbrannt werden. Selbst staatliche Stellen wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung haben mittlerweile anerkannt, dass damit deutlich weniger Schadstoffe verbunden sind.
Wie genau die Produktion der Heated Tobacco Sticks erfolgt, erfuhr Ministerpräsident Weil direkt an den Produktionsmaschinen von den Reemtsma-Mitarbeitern. Obwohl die Sticks von Langenhagen derzeit nicht auf den deutschen Markt, sondern nach Japan und Russland gehen, betonte Werksleiter Ulf Fritzsche deren große Bedeutung für den Standort. Innovative, neuartige Produkte wie Heated Tobacco sind eine echte Perspektive für Langenhagen.
200 Millionen Euro in nur fünf Jahren
Insgesamt 200 Millionen Euro hat Reemtsma in den letzten fünf Jahren allein am Standort Langenhagen investiert. Inwiefern solche Investitionen angesichts drohender Werbeverbote für alle Innovationen und Diskussionen über Steuererhöhungen künftig noch möglich sein werden, ist derzeit absolut unklar.
„Für die Produktion unseres neuartigen Kautabaks skruf wird innerhalb der Gruppe gerade ein neuer Standort gesucht. Für Deutschland gibt es da ehrlicherweise nicht mehr viele gute Argumente“, bedauerte Michael Kaib. „Hierzulande wird Ungleiches pauschal gleich behandelt. Wie sollen wir Konsumenten davon überzeugen, auf weniger gesundheitsschädliche Produkte umzusteigen, wenn die Werbung dafür verboten wird und wir nicht darüber sprechen dürfen?“
Auch Ministerpräsident Weil konnte darauf keine Antwort geben: „Ihre Argumente leuchten mir durchaus ein, aber die Meinung zu diesem Thema in Berlin ist sehr festgefügt.“