Weltfrauentag: Geschlechtergerechtigkeit fängt beim eigenen Denken an
Reemtsma-Vorständin Anja Gräfe über die Bedeutung des Weltfrauentags, Geschlechterrollen und den Beitrag, den Unternehmen wie Reemtsma zu einer größeren Gleichstellung von Frauen und Männern leisten können – und müssen.
Der Weltfrauentag feiert die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Errungenschaften von Frauen weltweit. Warum ist er auch ein wichtiges Datum für Reemtsma und Imperial Brands?
Das stimmt, an diesem Tag werden die wichtigen Beiträge hervorgehoben, die Frauen auf der ganzen Welt für unsere gesamte Gesellschaft leisten, egal ob im Großen oder im Kleinen. Aber: Der Weltfrauentag ist mehr als das! Er ruft uns alle als Gesellschaft dazu auf, deutlich mehr für das Thema Geschlechtergerechtigkeit und gegen die Diskriminierung von Frauen zu tun. Und genau an dem Punkt können – und wollen – wir als Unternehmen und als Arbeitgeber einen ganz konkreten Beitrag leisten.
Wie sieht dieser Beitrag aus?
Selbst in einem Land wie Deutschland und im Jahr 2022 haben Frauen oft noch immer geringere Karrierechancen, werden für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt als männliche Kollegen, sind in wichtigen Gremien unterrepräsentiert oder haben insgesamt geringere Möglichkeiten zur Einflussnahme und Mitgestaltung an entscheidenden Stellen. Bei Reemtsma hingegen spielen Frauen schon lange eine ganz zentrale Rolle in fast allen Bereichen und auf allen Karrierestufen – und gleiche Bezahlung ist bei uns ein großes Thema, Frauen und Männer werden nicht nur im Tarif gleich gestellt. Insgesamt 35 Prozent unserer fast 1.700 Mitarbeitenden in Deutschland sind weiblich. In unserem Labor am Standort Hamburg liegt der Anteil Wissenschaftlerinnen sogar bei 52 Prozent. Und auch im Reemtsma-Werk Langenhagen arbeiten 24 Prozent Frauen. Sehr viele Führungspositionen bei Reemtsma sind schon weiblich besetzt. Mit einem Frauenanteil von 20 Prozent liegt der Reemtsma-Vorstand deutlich über dem Durchschnitt sowohl der 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland (14,7 %) als auch der 160 börsennotierten Unternehmen hierzulande (13,4 %). Und unser Aufsichtsrat ist sogar zur Hälfte mit Frauen besetzt.
Also alles gut bei Reemtsma?
Alles sicherlich noch nicht. Aber wir sind auf einem guten Weg, reale Gender Equality in unserem Unternehmen umzusetzen. Dabei ist mir persönlich und uns als Unternehmen sehr wichtig, nicht an unserer unternehmenseigenen Realität vorbei zu handeln oder zu planen. Deshalb sind wir in ständigem Kontakt zu unseren Mitarbeiter:innen. Über viele Gespräche oder Round Tables führen wir einen konstruktiven, internen Dialog und fragen nach, wo genau es noch klemmt und was wir besser machen können. So schauen wir zum Beispiel beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr genau hin, wo noch Verbesserungspotenzial besteht. Dieses Thema ist ein gutes Beispiel für gelebte Inklusion, es betrifft Frauen und Männer gleichermaßen.
Das Motto zum diesjährigen Weltfrauentag lautet auch bei Reemtsma und Imperial Brands #BreakTheBias. Was genau bedeutet das?
Es bedeutet, sich bewusst mit der Frage auseinanderzusetzen: Wo trägt mein eigenes Denken und Handeln dazu bei, dass Frauen eventuell benachteiligt werden. Der Mensch gilt ja als Gewohnheitstier, und wir alle folgen bestimmten Denkmustern und Stereotypen oder sind voreingenommen. Oft unbewusst und selten in böser Absicht. Geschlechtergerechtigkeit fängt beim eigenen Denken an! Tradierte Geschlechterrollen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen sind der Ausdruck davon, und sie tragen dazu bei, dass Männer und Frauen in vielen Bereichen noch immer nicht gleichgestellt sind. Wir bei Reemtsma und im gesamten Konzern wollen genau gegen solche Stereotypen angehen und fördern junge Frauen zum Beispiel durch Mentoring-Programme oder unterstützen Mütter und Väter bei ihrer Rückkehr aus der Elternzeit – unabhängig davon, ob sie nach drei oder nach achtzehn Monaten „wieder“ einsteigen.
Ist das ein rein individuelles Thema, oder können Unternehmen auch hier den Fortschritt mitgestalten?
Sie können, und sie müssen sogar! Vor allem bei Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder gleichberechtigten Karrierechancen – beides sind für uns wichtige Aspekte, die unsere Arbeitgeberqualität definieren. Wer übernimmt welchen Anteil an Kinderbetreuung und „Care-Arbeit“, wer steckt für die Familie notfalls beruflich zurück, welche Flexibilität genießen männliche und weibliche Angestellte in der Hinsicht, wer nimmt wie viel Elternzeit und für wen könnte sie einen Karriereknick bedeuten? Diese und weitere Fragen sind gesellschaftlich hochrelevant. Neben den richtigen politischen Rahmenbedingungen braucht es Arbeitgeber, die ein modernes und familienfreundliches Mindset auch in der beruflichen Praxis verankern. Das tun wir bei Reemtsma und sind bestrebt, uns hier konstant weiter zu verbessern. #BreakTheBias ist also auch ein deutlicher Appell an alle Unternehmen, althergebrachte Muster zu hinterfragen und an die Lebensrealität ihrer Mitarbeitenden im Jahr 2022 anzupassen, egal ob Frauen oder Männer.