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24.04.2019

Damp­fen ist die gesün­de­re Alter­na­ti­ve: E‑Zigarette gehört die Zukunft

Wie bist du zum Dampfen gekommen?

HK: Ich habe während meines BWL-Studiums schnell gemerkt, dass das nicht mein Weg ist. Also brach ich nach zwei Semestern ab und habe meinen Betriebswirt im Sozialwesen gemacht. Schon damals spürte ich, dass ich eigentlich für den Vertrieb geboren bin. 2012 traf ich einen Bekannten in München. Der war begeisterter Vaper. Das fand ich spannend. Wenig später kaufte ich mir für über 100 Euro einen Dampfer. Ich wurde schlecht beraten und war total unglücklich damit. Es hat mir einfach nicht geschmeckt. Nach einem halben Jahr traf ich meinen Bekannten wieder, der erzählte mir, dass er jetzt Liquids in Deutschland vertreibt. Ich habe ein paar Proben bekommen und sofort den Unterschied bemerkt. Geschmack, Qualität und Aufmachung haben sich komplett von dem unterschieden, was ich zuvor gekauft hatte. Da dachte ich: Wenn Dampfen das ist, bin ich dabei. 2014 bin ich schließlich zu EX-Trade als Vertriebsleiter ins Vape Business gewechselt. In dem Jahr habe ich auch den Damfastore in Dinslaken eröffnet.

 

Warum bist du neben deinem Job als Vertriebsleiter auch noch Betreiber eines Vape Stores geworden?

HK: Ich wollte einfach auch die andere Seite kennenlernen und aus Sicht des Vertriebsleiters wissen, was für einen Kunden wichtig ist und wo seine Interessen liegen. Die Arbeit in einem Vape Shop ist für mich persönlich ein Traum. Ich vergleiche das mit dem Beruf des Profifußballers. Die haben auch ihr Hobby zum Beruf gemacht. Wir machen unseren Job bei Damfastore und Teufelswerk aus Überzeugung, nicht weil es ein Geschäft ist. Ich möchte damit Trends und Standards setzen, an denen sich andere Shop-Betreiber orientieren können.

 

Das sind ehrgeizige Ambitionen. Wie schaffst du es, in deinem Shop Standards zu setzen?

HK: Jeder Vape-Shop-Betreiber verfolgt ein Konzept. Das ist enorm wichtig. Manchmal wirken Läden leider komplett konzeptlos. Der Betreiber muss für sich im Vorfeld entscheiden, in welche Richtung es geht. Mit Teufelswerk sind wir beispielsweise einen sehr provokanten Weg gegangen. Als Logo haben wir dafür einen grinsenden Teufelskopf gewählt. Schwarz und Rot sind die Hauptfarben. Keine cleanen weißen Möbel wie im Damfastore. Bei Teufelswerk ist angeflammtes Holz angesagt, dazu Graffiti an den Wänden. Die Einrichtung ist einzigartig und sehr hochwertig. Dieses Konzept spricht ein ganz bestimmtes Publikum an und funktioniert wunderbar.

Wir sind in unseren Damfastores übrigens aktuell dabei, den typischen Tresen aus den Stores zu verbannen. Die Mitarbeiter sollen diesen ignorieren und wirklich nur nutzen, um etwas auszupacken oder abzukassieren. Die Idee dahinter ist, dass die Mitarbeiter ohne Tresen näher an den Kunden dran sind, es keine Barrieren gibt.

 

Wie sieht für dich ein klassisches Konzept eines erfolgreichen Vape Stores aus?

HK: Wenn man als Betreiber eines Vape Stores die große Masse ansprechen möchte und das Vapen jedem zugänglich machen will, besteht das klassische Konzept meiner Meinung nach aus einer netten Lounge mit Kaffee und Kaltgetränken, eher schlichten Möbeln und guten Orientierungsmöglichkeiten gleich beim Betreten des Ladens.

 

Thema Kundennähe. Wie schaffst du es, engen Kontakt zu den Kunden zu halten?

HK: Wir führen keine Stammtische durch, organisieren aber an jedem zweiten Samstag im Monat einen netten Nachmittag mit 60 Gästen. Da spendiere ich Bier, Pizza, höre den Kunden zu. Auch Tester kommen zu diesen Veranstaltungen und bringen neue Produkte mit. Der Austausch mit den Vapern ist mir schon sehr wichtig und bringt am Ende allen Beteiligten etwas.

Generell kommen Dampfer zu uns, weil sie sich wohlfühlen. In den Damfastores sammeln sie mit jedem Einkauf Punkte auf ihrer elektronischen Kundenkarte. Die Bonuspunkte wandeln sich beim folgenden Einkauf in Geld um, das vom Einkaufskorb abgezogen wird.

Bei Teufelswerk haben wir eine andere Idee: Wir verschenken als Prämie für bestimmte Warenkorbgrößen Aufkleber, T-Shirts und Caps mit dem begehrten Teufelswerk-Logo. Die Sachen bekommen Kunden nur, wenn sie genug Punkte in den drei Stores gesammelt haben. Das schafft Begehrlichkeiten und funktioniert hervorragend.

 

Du bist seit 2012 Teil des Vape-Marktes und hast den Fortschritt in Deutschland miterlebt. In welche Richtung geht die Entwicklung in den kommenden Jahren?

HK: Der Dampfmarkt in Deutschland ist riesig. Ein Sleeping Giant, so sagen es Außenstehende. Wir sind da noch ganz am Anfang. Das Potenzial ist auch meiner Meinung nach vorhanden. Gerade aufgrund des hohen Bildungsgrades und des steigenden Gesundheitsniveaus. Die Menschen denken über ihre Gesundheit nach und suchen die Alternative zum Teer in der Lunge. Es wird mit der E-Zigarette noch richtig aufwärts gehen.

 

Wie schätzt du die Innovation der Podsysteme ein?

HK: Viel geht tatsächlich schon jetzt in Richtung Podsysteme. Diese 2-in-1-Lösungen sind perfekt als Zweitgerät. Fürs Stadion und Konzertbesuche beispielsweise. Da will ich nicht meinen teuren Dampfer mitnehmen, sondern eine handliche, einfache Lösung in der Tasche haben. Es gibt eine Riesenbandbreite bei den Systemen. Die gab es vor kurzer Zeit noch nicht. Meiner Meinung nach ist die myblu das ausgeklügeltste System. Ich habe alle aktuellen Podsysteme probiert und kann das guten Gewissens sagen. Sie ist einfach zu bedienen und kostet wenig Geld. Ein ideales Starterset.

 

Welche Trends siehst du beim Vapen außerdem?

HK: Die großen Tabakkonzerne treiben mit ihren E-Zigaretten in den Markt und beeinflussen diesen enorm. Was ich allgemein merke: Es ging vor Jahren mit kleinen Geräten los, irgendwann kamen die großen Apparate und es hieß „je mehr Dampf, desto besser“. Diese Mode geht aktuell zurück. Es geht wieder in Richtung kleinere Geräte mit mehr Geschmack. Also: Mouth-to-Lung, beim Vapen nicht durch Riesenwolken auffallen, dabei aber viel Geschmack dampfen. Bei diesen Trends nehmen Podsysteme einen wichtigen Stellenwert ein.

 

Welches Alleinstellungsmerkmal besitzt für dich der deutsche Vape-Markt?

HK: Deutschland nimmt in Sachen Aromen eine Sonderstellung gegenüber den europäischen Nachbarn ein. Bei uns werden diese in Massen verkauft. In anderen Ländern gehst du in einen Laden, da haben sie höchstens 200 Liquids gelistet. In deutschen Shops findest du 500 verschiedene Aromen, die wiederum mit einer eigenen Base gemischt werden können. Das gibt es in keinem anderen Land und wird auch leider in Deutschland die Zukunft sein. Der Trend ist aufgrund des Preises in diese Richtung gegangen. Klar, die Aromen haben einen berechtigten Stellenwert und werden auch gebraucht. Die Frage ist nur, werden die auch irgendwann reguliert? Es werden so lange neue Gesetze kommen, bis das Vapen komplett an die Vorstellungen des Gesetzgebers angepasst ist.

 

Wie stehst du zu den Regulierungen des Marktes? Ist das eher ein Fluch oder ein Segen?

HK: Ich begrüße die gesetzlichen Regulierungen und finde es gut, wenn Dinge, die nicht passen, ausgeschlossen werden. Allerdings ist Deutschland, was die Umsetzungen von EU-Richtlinien angeht, sehr rigoros. Beispiel: In China wird ein neues Produkt kreiert. Das bekommt ein Shop-Betreiber in Deutschland als Tester zugeschickt. Das Produkt gefällt dem Betreiber, er will es in sein Sortiment aufnehmen. Dafür muss er es aber erstmal bei der EU anmelden. Ab dem Moment der Anmeldung muss der Shop-Betreiber sechs Monate als Importeur auf die Zulassung warten. Erst nach dieser Frist darf er das Gerät in den Handel bringen. In den sechs Monaten passiert allerdings nichts weiter. Das ist nur eine zeitliche Reglementierung ohne weitere Tests seitens der EU. Und währenddessen darf der Kunde das neue Produkt schon im ganzen EU-Ausland online einkaufen. Das ist absolut paradox. Ich finde es gut, wenn man die Leute schützt, es muss aber sinnig sein.

 

Wo siehst du aktuell die größten Probleme auf dem Vape-Markt?

HK: Jeder darf einen Vape Shop aufmachen. Dafür braucht man keine Erlaubnis oder besondere Kenntnisse. Da sehe ich das größte Problem. Ein Metzger kann auch nicht einfach einen Laden eröffnen, der braucht einen Meister dafür. Man muss seine Fähigkeit an irgendeiner Stelle nachweisen und zeigen, dass man weiß, was man tut.

Oftmals wird ein Shop ohne ersichtliches Konzept eröffnet. Sicherlich gibt es ein Konzept, erkennen kann man es aber oft nicht. Der Laden muss nicht dem Besitzer gefallen. Er muss dem Großteil der Menschen, die dort hineingehen, gefallen. Die Kunden dürfen keine Berührungsängste haben. Die muss ich ihnen nehmen, indem ich einen offenen, freundlichen Laden mit sympathischen Mitarbeitern biete, die Begeisterung ausstrahlen und sich freuen, wenn Leute reinkommen.

 

Läuft die E-Zigarette der Zigarette den Rang ab?

HK: Ich träume vom rauchfreien Deutschland. Wir haben alle Voraussetzungen, um da hinzukommen. Das Rauchen wird in der Zukunft keine Rolle mehr spielen. Das Verhältnis Dampfer/Raucher kehrt sich um. In England sind sie da schon sehr nah dran. Bis dahin ist es bei uns aber noch ein weiter Weg. Auch die Kunden müssen dafür etwas tun und beispielsweise nicht immer nur auf den Preis schauen. Die lokalen Händler sollten kontinuierlich unterstützt werden, sonst gibt es vielleicht irgendwann keine lokalen Händler mehr. Das ist wie überall im Handel.

 

Wie stehst du zum Einstieg der großen Konzerne in den Vape-Markt?

HK: Große Konzerne haben Netzwerke, über die viele Menschen erreicht werden. Klar haben die Tabakkonzerne die E-Zigarette jahrelang verteufelt, aber es findet überall irgendwann mal ein Umdenken statt. Ich finde den Einstieg gut und wichtig. Man muss nur bereit sein, voneinander zu lernen.

Das Wichtigste ist, dass man die potenziellen Vaper dazu bewegt, in ein Fachgeschäft zu gehen. Das erreiche ich durch mediale Präsenz der E-Zigarette. Dazu braucht der Vape-Markt die Netzwerke der Konzerne, deren Partnerschaften und natürlich auch das nötige Geld. Am Ende profitieren davon alle. Schließlich ist die E-Zigarette die gesündere Alternative.