Tabakduft – viel mehr als Rauch
Hätten Sie’s gewusst? Am Sonntag (27. Juni) ist Weltdufttag – ein Datum zum Innehalten und in die Welt schnuppern. Gerüche und Aromen wirken sich ganz schnell und direkt auf unsere Emotionen aus. Kein Wunder, finden sie doch ihren Weg ungebremst durch die Nase ins Gehirn und lösen dort unmittelbar Gefühle aus. Düfte wie etwa der Tabakduft sind eng verbunden mit Erinnerungen und Erfahrungen. Und wenn wir beim (inneren) Sehen gelegentlich ein „déjà vu“ haben, können wir beim Riechen von einem „déjà senti“ sprechen.
Positive Gefühle
Tabakduft kann dabei wohliges Empfinden auslösen, wie es etwa der österreichische Künstler André Heller in seinem Roman „Das Buch vom Süden“ beschreibt. Gleichwertig finden sich als Inbegriff für Geborgenheit der „göttliche“ Geruch des mütterlichen Haares und der Duft des vom Vater gerauchten Tabaks. Die irische Romancière Elizabeth Bowen konnte so recht nur schreiben, wenn sie in einem Café saß und sich im sie umgebenden Tabakduft wohl und aufgehoben fühlen konnte.
Auch der Münchner Autor Leonhard Frank liebte das Ambiente der Schwabinger Künstlerlokale: „Der überfüllte Hauptraum hatte seinen eigenen warmen Geruch, eine spezielle Mischung aus Kaffee- und dumpfem Moderduft und dickstem Zigarettenrauch. Wer hier eintrat, war daheim“, hielt er fest. Und Thomas Mann ließ in seiner frühen Erzählung „Wälsungenblut“ den Protagonisten mit einer Zigarette selbst zum Aromenstrauß beitragen: „Der feine und herbe Duft des Tabaks vermischte sich mit dem der Kosmetiken, der Seife, der aromatischen Wasser. Siegmund atmete diese Wohlgerüche, die in der laulich erwärmten Luft des Zimmers schwammen; er war sich ihrer bewußt und fand sie süßer als sonst.“
Bestnoten für Tabakduft
Doch nicht nur die mittelbare Beschreibung von Aromen in der Literatur lässt uns genussvoll dem Tabakduft nachspüren. Auch die Kreateure feiner Parfums bedienen sich nach wie vor gern bei den Tabaknoten. Der Lifestyle-Blog „The Lifestyle Journey“ etwa hat zu Jahresbeginn die „besten Herrendüfte 2021“ gewählt. Unter den Top Ten der Empfehlungen landeten gleich zwei Parfums, die ihren ganz eigenen Charakter – einmal zitronig-frisch, einmal würzig-holzig, jeweils mit einem Hauch Tabak in der Basisnote abrundeten.
Duftende Stars
Tatsächlich ergänzen die ätherischen Öle des Tabaks mit ihren herben und zugleich warmen Aromen andere Düfte ganz hervorragend. Das wissen viele Parfümhersteller noch immer zu schätzen. Zur Duftnote von Tabak, der herb, moosig, aromatisch und süßlich warm daherkommt, passen zum Beispiel Aromen wie Vanille, Honig oder Pflaume und mehr. Auch mit holzigen und Ambernoten verträgt sich Tabakduft gut.
Dabei werden die Aromen teils aus der Tabakpflanze, teils auch synthetisch gewonnen. Doch ob künstlich oder natürlich hergestellt – der Duft von Tabak ist aufregend und in den unterschiedlichsten Kombinationen immer wieder ein Erlebnis. Bei den internationalen „Fragrance Foundation Awards“ finden sich ebenfalls regelmäßig verschiedene Düfte auf den Shortlists oder Podien, die Tabakaromen in der Basisnote tragen.
Duft im Dunkel
Einerseits erscheint es erstaunlich, dass der Tabakduft auch in Zeiten, in denen das Tabakrauchen immer verpönter ist, weiterhin zu den besonders beliebten Aromen zählt. Andererseits verwundert es eben nicht, denn Tabaknoten bestechen auch durch ihre Vielfalt und ihre Kombinationsfähigkeit. Das gilt übrigens nicht nur für Parfums, sondern auch für Raumdüfte für den Einsatz in Privat- oder Gewerberäumen. Auch dort weiß Tabak als starker, süß-warmer und aromatischer Duft mit Noten von Moos, Holz und Honig zu überzeugen.
Doch es geht noch besser und vor allem natürlicher: Eine Tabakpflanze im Haus oder Garten sieht nicht nur gut aus, sondern füllt selbst große Räume mit angenehmen Wohlgerüchen, ist dabei in der Pflege anspruchslos und mit einer Größe von bis zu zwei Metern auch sehr ansehnlich. Wer sich intensiven süßen Tabakduft wünscht, der sollte darauf achten, dass die Pflanze weiße Blüten hat. Die duften dann nämlich in der Dunkelheit. Und es gilt das Bonmot des französischen Moralisten Joseph Joubert: „Düfte sind wie Seelen der Blumen; man kann sie fühlen, selbst im Reich der Schatten.“